Herzrhythmusstörungen Vorhofflimmern
Häufigkeit
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung überhaupt. In Europa leiden etwa 4.5 Miollionen Menschen unter Vorhofflimmern.
Etwa 1% der Bevölkerung leidet an Vorhofflimmern, wobei diese Herzrhythmusstörung mit zunehmendem Lebensalter häufiger auftritt. Es wird geschätzt, dass zirka 10% der Personen über 75 Jahren an Vorhofflimmern leiden. Aufgrund der Altersentwicklung der Bevölkerung wird mit einer Zunahme von Vorhofflimmern gerechnet.
Ursachen
Beim Vorhofflimmern kommt es zu ungeordneten elektrischen Impulsen der Vorhöfe mit mehr als 300 Erregungen pro Minute.
Schematisches Elektrokardiogramm (EKG): Vorhofflimmern ist durch eine chaotische elektrische Aktivität der Vorkammern charakterisiert. Man erkennt es im EKG an den sogenannten Flimmerwellen.
Aufgrund der Belastung kann das Herz seine Funktion nicht mehr richtig wahrnehmen: Es wirft weniger Blut aus und die Herzleistung nimmt ab.
Verschiedene Herzerkrankungen sind mit Vorhofflimmern vergesellschaftet. Zu den häufigsten gehören Erkrankungen der Herzklappen, hoher Blutdruck und Herzschwäche.
Bei einem kleinen Teil – meist jüngeren Patienten - finden sich jedoch keinerlei Auffälligkeiten. Man spricht dann vom sogenannten „lone atrial fibrillation“.
Menschen, die stark übergewichtig sind oder an einem Schlafapnoe-Syndrom leiden haben ein erhöhtes Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln.
Symptome und Verlauf
Häufig leiden die Betroffenen unter einem unregelmässigen und schnellen Herzschlag.
Viele Patienten klagen über unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Abnahme von Leistungsfähigkeit, vermehrte Schweissneigung, Schwindel und Atemnot bei Anstrengungen. Darüber hinaus ist das Vorhofflimmern ein Risikofaktor für Schlaganfälle und Herzschwäche.
Oft tritt Vorhofflimmern zunächst nur gelegentlich auf und ist von kurzer Dauer (paroxysmales Vorhofflimmern). Bei den meisten Betroffenen kommt es jedoch im Laufe der Zeit ohne Behandlung zu einer Zunahme der Häufigkeit und Dauer bis hin zu einem dauerhaften (persistierenden oder permanenten) Vorhofflimmern.
Folgeerkrankungen
Vorhofflimmern führt zu einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche und Tod.
Die Sterblichkeit von Patienten mit Vorhofflimmern ist nahezu verdoppelt. Die Behandlung des Vorhofflimmerns ist vor allem darauf gerichtet die Komplikationen Schlaganfall und Herzschwäche zu vermeiden.
Für die Mehrzahl der Betroffenen ist eine sogenannte Thrombembolieprophylaxe der Grundpfeiler der weiteren Behandlung. Seit kurzem stehen uns hier neben dem Marcoumar die sogenannten neuen Antikoagulantien zur Verfügung.
Behandlungsmöglichkeiten
Prinzipiell werden zwei Behandlungsstrategien unterschieden: die sogenannte Rhythmuskontrolle und die Frequenzkontrolle.
Während die Rhythmuskontrolle darauf abzielt, den normalen Sinusrhythmus wiederherzustellen und zu erhalten, hat die Frequenzkontrolle das Ziel, die Hauptkammern des Herzens vor einem zu schnellen Herzschlag zu schützen, um der Entwicklung einer Herzschwäche entgegenzuwirken.
Vor der Planung der Behandlung des Vorhofflimmerns werden einige Tests wie z.B. eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie), eine Belastungsuntersuchung (Ergometrie) und ein Langzeit-EKG durchgeführt.
Medikamentöse Therapie
Verschiedene Medikamente können eingesetzt werden, um die Überleitung auf die Herzkammern zu verlangsamen oder um einen Sinusrhythmus zu erhalten (Antiarrhythmika).
Kardioversion
Häufig wird eine elektrische Kardioversion durchgeführt. Während einer Kurznarkose wird durch einen sog. Defibrillator ein externer Elektroschock abgegeben. Durch diesen Schock wird das Herz wieder in den normalen Rhythmus überführt. Diese Behandlungsform ist hocheffizient. Das Problem besteht darin, dass viele Patienten in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten erneut Vorhofflimmern entwickeln.
Katheterablation
Aufgrund der unbefriedigenden Ergebnisse der medikamentösen antiarrhythmischen Behandlung gewinnt die Katheterablation (Pulmonalvenenisolation) des Vorhofflimmerns zunehmend an Bedeutung. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes invasives Verfahren, mit dem bei einem Teil der Patienten die Herzrhythmusstörung dauerhaft beseitigt werden kann.
Dabei wird ein Katheter über die Leiste eingeführt und die Herzmuskelfasern, die falsche elektrische Impulse aussenden, werden durch Wärme zerstört. Grundpfeiler dieser Behandlung ist die elektrische Isolation der Lungenvenen im linken Vorhof (Pulmonalvenenisolation). Die Erfolgsrate hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist am höchsten, wenn das Vorhofflimmern noch nicht lange besteht und sich der Vorhof noch nicht stark verändert hat.
Katheterablation: Das elektrisch abnorme Gewebe wird in den Pulmonalvenen isoliert und ausgeschaltet (Abbildung links). Durch eine zusätzliche Elektrode, welche über eine Vene des Herzens an der linken Herzkammer platziert wird (Pfeil), kann der gestörte Kontraktionsablauf wieder normalisiert werden (Röntgenaufnahme, Abbildung rechts).